Schulungen / Übungen

Krankenhaus-Übungsszenarien für das Jahr 2008 / 2009

Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten (MANV)

Die stationäre Krankenversorgung bei einer Vielzahl von Verletzten macht es erforderlich, auf der Basis umfangreicher Festlegungen, Vorsorgemaßnahmen vor Eintritt eines größeren Schadensereignisses mit einem Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten (MANV) zu treffen. Zur Sicherstellung der ambulanten und stationären Versorgung kommt daher den Krankenhäusern eine besondere Bedeutung zu. Übungen mit entsprechender Darstellung möglicher Szenarien stellen im Rettungsdienst eine Rarität dar. In der Klinik fehlen sie. Die Durchführung von flächendeckenden Krankenhaus-Übungen erscheinen deshalb dringend geboten.

Der Krankenhaus-Einsatzplan "Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten (MANV)" kommt zur Anwendung, wenn eine große Zahl von Betroffenen im Krankenhaus versorgt werden muss, zum Beispiel bei Eisenbahnunglücken, Bombenattentaten, Lebensmittelvergiftungen oder Flugzeugabstürzen. Die Notfallpatienten werden in einer solchen Situation vom Schadensort durch Rettungswagen in das Krankenhaus gebracht. Ferner ist für das Krankenhaus mit so genannten "Selbsteinweisern" zu rechnen, die entweder zu Fuß kommen oder durch Helfer in das Krankenhaus gebracht werden.

Der Krankenhaus-Einsatzplan "MANV" regelt als Leitlinie alle wesentlichen Maßnahmen der notwendig werdenden Betriebsumstellung mit den daraus resultierenden medizinischen, verwaltungs-technischen und sonstigen Aufgaben bzw. Abläufen. Die Leitlinie ersetzt jedoch nicht die Eigeninitiative und verantwortungsbewusste Mitarbeit jedes Mitarbeiters/jeder Mitarbeiterin.

Die Krankenhaus-Übungen werden in Zusammenarbeit mit den Frankfurtern Krankenhäusern, der zuständigen Unteren Gesundheitsbehörde (Stadtgesundheitsamt), der Unteren Katastrophenschutzbehörde (Branddirektion) der Stadt Frankfurt am Main vorbereitet, zeitnah ausgewertet und nachbereitet. Die möglichst realistische Darstellung der Übungsdarsteller erfolgt durch ein professionelles Unfalldarstellungsteam unter Leitung der Johanniter-Unfall-Hilfe. Die in den Jahren 2008/2009 durchzuführenden Krankenhaus-Übungen werden als sog. Krankenhaus-Vollübungen durchgeführt. Dies bedeutet, dass der Einsatz aller, entsprechend der Gefahrenlage, vorgesehenen internen Fachbereiche bzw. Fachabteilungen des Krankenhauses erfolgt. Die Grundlagen für die Krankenhaus-Übungen sind die von den Krankenhäusern mit der Stadt Frankfurt am Main abgestimmten Krankenhaus-Einsatzpläne.

Zielsetzung der Übungen ist es, Funktion und Effektivität von organisatorischen Maßnahmen, materiellen Vorhaltungen und den Ausbildungsstandard des Personals unter realistischen Grundbedingungen zu überprüfen. Durch regelmäßige Übungen soll das Personal, die Krankenhausorganisation sowie die zuständigen Gefahrenabwehrbehörden planerisch auf die bedarfsnotwendige Vorhaltung und operativ auf außergewöhnliche Gefahrenlagen und Ereignisse vorbereitet werden. Hierbei kommt einer regelmäßigen Schulung und Unterweisung des ärztlichen und nichtärztlichen Personals eine besondere Bedeutung zu.

Grundsätzliche Übungsziele sind hierbei:
- Kurzfristige Bewältigung der Aufnahme einer Vielzahl von Verletzten und deren Einlieferung in das Krankenhaus über den Rettungsdienst und in Form von Selbsteinweisern.
- Überprüfung der bestehenden Regelungen und Maßnahmen des Krankenhaus-Einsatzplanes.
- Versorgungsmöglichkeiten und –abläufe in dem Krankenhaus bei einem plötzlichen Massenanfall von Verletzten und Erkrankten.
- Überprüfung der Alarmierungswege innerhalb des Krankenhauses.
- Überprüfung der Meldewege zu externen Behörden.
- Anforderung von krankenhausübergreifender Versorgungskapazitäten.

Bei dem angenommenen Übungsszenario kommt es infolge einer Explosion im Stadtgebiet Frankfurt am Main zu umfangreichen Zerstörungen und damit verbunden zu einer Vielzahl von verletzten Personen. Im Laufe der Krankenhaus-Übung wird das kurzfristig mit den unterschiedlichsten Verletzungsmustern konfrontiert. Die Übungsdarsteller werden hierbei durch den öffentlichen Rettungsdienst über den öffentlichen Straßenraum in die Zufahrt der Zentralen Notaufnahme (ZNA) gefahren. Entsprechend der Krankenhaus-Einsatzplanung durchlaufen die Verletzten hierbei krankenhausinterne Behandlungs- und Betreuungsbereiche.

Im Bereich der Zentralen Notaufnahme erfolgt durch einen sog. Sichtungsarzt die erste klinische „Behandlungssichtung“ der Übungsdarsteller. Ziel ist es die Verletzten und Erkrankten zielgerichtet zu bestimmten Behandlungsmöglichkeiten bzw. Behandlungsabschnitten innerhalb des Krankenhauses zu steuern. Zusätzlich erfolgt die Registrierung der Personendaten. Sie dient nicht nur der Datenerfassung für interne Zwecke des Krankenhauses, sondern insbesondere auch, um über Suchdienste von Polizei, Feuerwehr etc. einen Überblick über den Verbleib der Patienten zu bekommen und damit die Möglichkeit zu erhalten, Angehörige zu informieren.

In den einzelnen Behandlungsbereichen werden die Verletzten notfallmedizinisch, chirurgisch und/oder intensivmedizinisch versorgt. Hierbei haben Verletzte bei denen eine akute – vitale Bedrohung besteht absolut Vorrang vor allen anderen Patienten.

Mit Eintritt einer besonderen Gefahrenlage verändern sich innerhalb des Krankenhauses die Aufgaben. Besondere Gefahrenlagen für das Krankenhaus liegen vor, wenn durch externe oder interne Ereignisse der Betriebsablauf des Krankenhauses so gestört ist, dass die sachgerechte Versorgung der Patientinnen und Patienten nicht mehr durchgeführt werden kann oder gefährdet erscheint.

Die Besonderheit liegt hierbei in der Erstphase des Ereignisses. Es müssen Entscheidungen innerhalb kürzester Zeit (oft bleiben in der Ersteinsatzphase nur wenige Sekunden), getroffen werden. Erschwerend kommt hinzu, dass dem Krankenhaus meist nur begrenzte Informationen über Art und Umfang des Schadensereignisses vorliegen.

In solchen "Notfällen" erfolgt im Krankenhaus eine geordnete Steuerung durch das sog. "operative Koordinierungsteam" kurz "KO-TEAM" genannt. Es setzt sich aus einem erfahrenen Facharzt, einer erfahrenen Pflegekraft und einem Techniker zusammen. Das KO-TEAM veranlasst als operative Einsatzleitung alle operativen Maßnahmen die zur Abwendung der Gefahrenlage erforderlich sind.

Gemäß den Festlegungen in dem Krankenhaus-Einsatzplan baut sich in einer Gefahrenlage die Führungsorganisation lageabhängig, dynamisch und an keine feste Uhrzeit gebunden auf. Die Führungsstruktur ist daher einsatz-, und praxisorientiert angelegt. Die Gesamtverantwortung liegt aber zuletzt immer bei dem Krankenhauseinsatzleiter. Er übernimmt, sofern erforderlich in einer Gefahrenlage die Gesamteinsatzleitung für das Krankenhaus und beruft seinen unmittelbar ihm unterstehenden Krankenhaus Führungsstab ein.

Um Führungs- und weisungsberechtigte Krankenhausmitarbeiter besser zu erkennen, wird durch das Tragen geeigneter Funktionskleidung (Westen) die Wahrnehmbarkeit dieses Personenkreises deutlich verbessert. Die Funktionsträger fallen durch die jeweilige sich deutlich unterscheidende Farbgebung der Westen, sowie der deutlichen Funktionsbeschreibung ins Auge und garantieren damit eine optimale Sichtbarkeit.



(Amt für Gesundheit)